Bio-Pflanzenzüchtung im Mittelmeerraum: unsere Projekte

Unsere Versuchsfelder befinden sich in Idanha a Nova, Braga und Coimbra in Portugal sowie in Andalusien und Extremadura in Spanien. Sie werden je nach Projektpartner ausgewählt. 2021 werden wir zudem ein erstes Projekt in Marokko starten.

Biologische- und biodynamische Tomaten- und Melonen-Züchtung im Mittelmeerraum

Das Mittelmeer, die Wiege der Zivilisation, ist der Ursprungsort vieler Kulturpflanzen. Die Tomate kommt zwar aus Südamerika, ist aber seit langem im Mittelmeer zu Hause und wird dort seit langer Zeit gezüchtet. Die Melonen kommen ursprünglich aus dem nördlichen Afrika und verbreiteten sich von dort nach Südeuropa. Das Projekt konzentriert sich auf die Züchtung von samenfesten Tomaten- und Melonen-Sorten, um diese wichtigen Nutzpflanzen in Bezug auf Klimaanpassung, Trockenheitsresistenz, Geschmack und Vitalität zu verbessern und für Landwirte nutzbar zu machen. 2021 wurden im Rahmen des Projektes 66 Tomatenlinien und 12 Melonenlinien gepflanzt. Eine Besonderheit: unter der Leitung von Thomas Heinze von Kultursaat e.V. wurden die Samen von jeweils zwei Linien zuvor mit Eurythmie energetisiert. Die erfahrene Heileurythmistin Maria Fernanda Wessling befestigte dafür das zuvor kurz gewässerte Saatgut in einer Verpackung an ihrem Körper. Die Energie, die Maria Fernandes durch eurythmische Gesten und Elemente wie Bewegung, Sprache und Gesang erzeugte, ging daraufhin direkt auf die Saat über. Anschließend wurde das Saatgut wieder getrocknet und schließlich ausgesät. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse! Bis 2024 sollen die ersten Sorten entwickelt sein.

Erstes partizipatives Pflanzenzüchtungsprojekt zwischen Marokko und der Iberischen Halbinsel

Dieses Züchtungsprojekt konzentriert sich auf Hülsenfrüchte, Favabohnen und Erbsen, die der zunehmenden Dürre und Hitze in Südeuropa und Nordafrika trotzen sollen. Die Ergebnisse werden jedoch auch Landwirten in Nord- und Mitteleuropa zugute kommen, denn auch hier werden die Wetterbedingungen immer extremer. Das Projekt hat Hülsenfrüchte ausgewählt, weil sie den Boden nähren und bedecken, Kohlenstoff und Stickstoff im Boden speichern und gleichzeitig Nahrung für Mensch und Tier bieten. Die Schulungen zur Leguminosenzüchtung und kontinuierlichen Saatgut-Verbesserung richten sich vor allem an Kleinbauern. Für sie sind vor allem Favabohnen und Erbsen wichtige Kulturpflanzen und damit Einkommensquellen. Gesunde, angepasste Pflanzen, die mit Dürre und Hitze umgehen können, sichern ihr Einkommen, während das erforderliche Wissen über die Vermehrung von samenfesten Saatgut sie unabhängiger von großen Saatgutkonzernen macht. Außerdem wird das Projekt die wirtschaftliche Attraktivität des ökologische Markt demonstrieren. Das Zuchtmaterial wird von der Genbank ICARDA und den Bauern der High Atlas Mountains gespendet. Wir werden enge Partnerschaften zwischen hoch qualifizierten Forschungszentren (Science Centre of Idanha a Nova, Portugal, INRA, ICARDA Marokko), Saatgutunternehmen (Sementes Vivas ist Portugal und Marokko) und Kleinbauern, die in der marokkanischen Vereinigung für biologische Vielfalt und Lebendigkeit organisiert sind, sowie Biofarmen von Domaine Agricole und einigen Landwirten im Iberischen Raum aufbauen. Das Projekt wird 3-4 Jahre dauern und die Teilnehmer sind zuversichtlich, einige neue Sorten registrieren zu können.

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Samenfeste Bio-Möhren für den Mittelmeerraum

Gemeinsam mit dem Bio-Saatgutunternehmen Living Seeds - Sementes Vivas S.A. und dem Bio-Großhändler und Produzenten Lehmann Natur hat unser Verein Lebende Samen ein Projekt in Sevilla / Spanien und Idanha-a-Nova / Portugal initiiert. Ziel des Projektes ist es, samenfeste Möhrensorten zu identifizieren, die für den ökologischen Landbau vor Ort geeignet sind, potenzielle Populationen auszuwählen und vorhandene Sorten zu verbessern, um Alternativen für Hybridsorten bereitzustellen. Obwohl Corona es bislang unmöglich machte, das Projekt wie geplant durchzuführen, haben wir bereits erste Erkenntnisse zu Merkmalen wie Geschmack, Farbe und Anpassungsfähigkeit der Möhrensorten an mediterrane Bio-Bedingungen gewonnen. Lesen Sie unseren Bericht… Lesen Sie unseren Bericht…

Bewertung und Erhaltung traditioneller Sorten

Wenn wir von Lebende Samen e.V. traditionelle Sorten zugesendet bekommen, werden diese zunächst analysiert und hinsichtlich ihrer Eigenschaften und Bedürfnisse bewertet. Die Ergebnisse werden dann in einer Datenbank für traditionelle Sorten archiviert. Diese sogenannten Basissamen werden anschließend gezüchtet und untersucht, um herauszufinden, wie ihre landwirtschaftlichen Leistungen verbessert werden können. Die traditionellen Eigenschaften der Sorte bleiben dabei erhalten, während die Verwendung und der Wert im Hinblick auf modernere Anbausysteme verbessert werden. Angesichts des erschreckenden Sortenrückgangs traditioneller Pflanzen trägt die unsere Arbeit zum Erhalt und Schutz des kulturellen biologischen Erbes des Mittelmeerraumes bei. Außerdem werden gesunde Pflanzen entwickelt, die der lokalen Bevölkerung eine gesunde, nährstoffreiche Lebensmittelversorgung ermöglichen.

Auswahl Kuherbsen und Bohnen

In Portugal analysieren wir Bohnen und Kuherbsen, um ihren Wert in Bezug auf Widerstandsfähigkeit, Geschmack, Ertrag usw. zu untersuchen und zu verbessern. Beide Kulturen spielen vor Ort sowohl wirtschaftlich als auch kulinarisch eine wichtige Rolle. Mit der Auswahl lokaler Sorten sollen verschiedene Kreuzbestäubungssamen verfügbar gemacht werden, die für das sich rapide ändernde Klima geeignet sind. Gleichzeitig sollen sie unbedingt ihren exquisiten Geschmack und traditionellen Charakter bewahren. Traditionelle Sorten, die von sich aus besonders kräftig und gesund sind, lassen wir in den nationalen Katalog eingetragen.

Basissamenauswahl

Hybridsamen sind nur reproduzierbar, wenn man die Ausgangsfamilien der Züchtung kennt und diese in ihrem Reifeprozess unterbrochen wurden. Im Gegensatz dazu kann das gereifte Saatgut samenfester Sorten ganz einfach von Landwirten und Gärtnern für die nächste Aussaat verwendet werden. Wir analysieren und selektieren diese, um ihren Ertrag, die Pflanzengesundheit und die Qualitätsmerkmale ihrer Früchte zu verbessern. Diese Selektionsprozesse führen wir für viele traditioneller Kulturen sowie für Quinoa durch, eine Pflanze die gemäß unserer Erfahrungen sehr gut für das portugiesische Klima geeignet ist.

Blumenmischungen

Bienen sind weltweit in Gefahr. Gesunde Blüten nähren sie und viele andere nützliche Insekten und führen zu einer verbesserten Qualität ihres Honigs. Lebende Samen forscht daher nach Blumenmischungen zur Förderung der biologischen Vielfalt. Dabei setzen wir sowohl auf Mischungen verschiedener Sorten, als auch Mischungen verschiedener Arten. Unser mittelfristiges Ziel ist die Entwicklung einer insektenfreundlichen Blumenmischung, die an das iberische Klima angepasst ist. Auf lange Sicht sollen diese die Artenvielfalt unterstützen, während die Blumen zugleich den Boden schützen und bedecken, wertvolles organisches Material liefern – und uns mit ihrer Schönheit verzaubern.

Schulungen für Landwirte

Biobauern können derzeit noch eine Ausnahmeerlaubnis für die Verwendung von konventionellem Saatgut erhalten. Diese Regelung wird 2035 durch eine EU-Richtlinie für den ökologischen Landbau ausgesetzt. Unsere Forschung konzentriert sich daher auf die Entwicklung von Bio-Sorten, die an die Bedürfnisse der Landwirte und an die klimatischen Herausforderungen angepasst sind. Die biologische Vielfalt ist der Schlüssel für den ökologischen Landbau – und aufgrund der unterschiedlichen Umweltbedingungen in jeder Region benötigen wir eine große Vielzahl an Sorten! Wir schulen daher Landwirte und Gärtner und klären auf, wo und wie Bio-Saatgut verwendet werden sollte.

Pflanzenzüchter: Austausch und Workshops

Um die biologische Pflanzenzüchtung vorantreiben zu können, braucht es qualifizierte Pflanzenzüchter. Unser Verein organisiert daher Schulungsprogramme, um den Wissensaustausch zwischen Züchtern aus Nord- und Südeuropa voranzutreiben. Unsere Programme sind an die spezifischen lokalen landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Bedingungen angepasst. Langfristig zielen sie darauf ab, teure Importe aus anderen Ländern zu reduzieren und so die Ernährungssouveränität vor Ort zu fördern. Seit 2018 haben wir mehrere Schulungen organisiert, bei denen wir junge Züchter Südeuropas und erfahrenere Züchter Mittel- und Nordeuropas zusammengebracht haben. Dazu gehörten Dr. Beat Boller von Agroscope (Schweiz), Thomas Heinze von Bingenheimer Saatgut (Deutschland), Ruth Richter von Goetheanum (Schweiz) und Professor Dr. Gunter Backes von der Universität Kassel-Witzenhausen (Deutschland).